Sitzung Binhaken-Wallfahrt 2017

Zwischen den verschwundenen Dörfern Oberhütte und Paadorf wurde in der Zeit von 1708 und 1719 vom Steuereintreiber Anton Binhak nach einem Gelübde mitten im Wald eine Kapelle errichtet. Von der Bevölkerung wurde die Binhaken-Kapelle bald rege als Ziel für Wallfahrten genutzt. Während der Nachkriegszeit verfiel sie fast bis auf die Grundmauern. Nur der Hartnäckig­keit der inzwischen Verstorbenen, Willi Müller aus Paadorf sowie Her­mann Reiminger aus Unterhütte, ist es zu verdanken, dass an Stelle der Kapelle wenigstens ein Bild­stock errichtet werden durfte.

Am 8. Juni vor 20 Jahren, wurde dann von Pater Michael Hu­batsch, der aus Paadorf ­stammt, zum ersten mal beim Bildstock wieder eine Andacht zelebriert. Thea Liegl aus Ast hat von Beginn an dabei mitgewirkt und alles für einen reibungslosen Ablauf des Gottesdienstes arrangiert. Jetzt, nach 20 Jahren, übergab sie diese Aufgabe an Michael Koller aus Stadlern.

 

Bei einer gemeinsamen Sitzung der alten und neuen Organisatoren, die im Gasthof Post in Weiding stattfand, erzählte die in Paadorf geborene und in Oberhütte aufgewachsene Thea Liegl, die Geschichte des Neubeginns der Binhakenwallfahrt. So hat diese gleich nach der Öffnung des „Eisernen Vorhangs“ die Neugier auf ihre Vaterland gepackt.

 

Am Tag des offenen Grenzübergangs marschierte die Thea also schnurstracks bei Schwarzach in die Tschechei, orderte dort spontan ein Taxi und ließ sich für 100 Kronen durch die alte Heimat mit den bekannten Ortschaften chauffieren. Das Schicksal wollte es, dass sie dabei völlig überraschend auf ihre Vettern, Robert und Willi Müller in Begleitung derer Tante traf. Nachdem der Willi dem Taxler noch etliche Kronen zusteckte ging jetzt die Fahrt gemeinsam nach Paadorf. Von dort an dem noch von russischem Militär besetzte Schulhaus vorbei zur Binhaken-Kapelle. Der Trümmerhaufen, der vom ehemaligem Wallfahrtskirchlein noch übrig geblieben war, brachte die alte Tante schier aus der Fassung. Der Willi aber meinte: „Bu mas halt nei auf.“ Obwohl die Thea im zu verstehen gab, dass er einen größeren Vogel als einen Papagei habe, ließ sich dieser nicht beirren. Mit viel Sturheit und noch mehr finanziellem Einsatz brachten es Willi Müller und sein Freund Her­mann Reiminger zustande, dass an Stelle der Kapelle wenigstens ein Bild­stock errichtet werden durfte.

 

Dieser hat sich seitdem wieder zu einem Anziehungspunkt für Pilger ent­wickelt, obwohl die Zufahrts­wege zum Bildstock nur einmal im Jahr für eine Andacht ge­öffnet sind. Der künftige Organisator, Michael Koller, erklärte dabei, dass er die Arbeit von Thea Liegl gerne übernimmt, da er sich als Vorsitzenden des Oberpfälzer Waldvereins Stadlern die Förderung des Heimat-Bewusstseins und den Erhalt von Naturschätzen auf die Fahnen geschrieben hat. Gerade die Erzählung seiner Vorgängerin habe im bestätigt, dass man deren Arbeit fortführen müsse und zudem die Historie der Wallfahrt und der verlorenen Dörfer noch weiter auszubauen. Dabei habe er bereits im Vorfeld die Unterstützung Miroslav Kadlec, dem Bürgermeister von Rybnik, zugesagt bekommen. Dieser hat sich bereits bei der letzten Andacht darum gekümmert, dass der Bildstock einen neuen Anstrich erhielt, der Vor­platz des Bildstocks gesäuber­t und die Wegränder gemäht wurden. Auch für genügend Getränke für die Dürstenden hatte das Dorfoberhaupt gesorgt.

 

Zusammen plane man nun in einer grenzüberschreitende Gemeinschaftsarbeit eine professionelle Publikation darüber zu erstellen. Hier appelliere Koller an alle Zeitzeugen und Interessenten, sich mit Geschichten über das Leben in den verlorenen Dörfern, eventuell mit noch vorhandenen Bildern, mit einzubringen. Diese können per Post an Arnold Fleischmann, Buchenweg 12, 93449 Waldmünchen oder per e-mail: arnold.fleischmann@t-online.de geschickt werden.